13. November 2018

Heute `mal zu Fuß - in den Dolomiten von Gerolstein (360 m)

alle Fotos (C) Martin Roos

1. Riffwanderung (520 m höchste Erhebung)

2. Basaltkopf-Trailrun zur Dietzenley (618 m)


1. Das alte Kalkriff

Vorbemerkung: So ein altes Riff (immerhin 380 Millionen Jahre) ist nicht immer spektakulär oder auch nur ansehnlich. Aber es eignet sich gut als Anlass, ein wenig der Erdgeschichte nachzugehen. Zumal einige der Schautafeln, die an nachfolgend beschriebener Wanderroute stehen, in Aufmachung und Erklärton zu den besten gehören, die ich in Jahrzehnten geo-interessierter Wanderschaft gesehen habe.


Die Route folgt in umgekehrter Richtung dem Gerolsteiner Felsenpfad (ca. 8,5 km Strecke und 240 Höhenmeter). Am Schluss habe ich noch einen Schlenker zum ebenfalls dolomitischen Auberg eingefügt (im Foto oben: links). Den Felsenpfad beschreibt die bei der Tourismusbehörde (auch vorab per Post) erhältliche Faltbroschüre zur „Dolomiten-Acht“ (der Felsenpfad bildet den oberen Kringel jener „Acht“).

Ich trete aus dem schmucken Buntsandstein des Bahnhofsgebäudes und bin schockiert. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Gerolstein auf Grund seines Eisenbahnknotenpunktes in mehreren Angriffswellen zu 80 Prozent zerbombt. Und das sieht man seiner Architektur leider an. Oder anders formuliert: Die Nachkriegsgeneration ließ zu, dass ein planlos wirkender, ästhetisch fragwürdiger architektonischer Flickenteppich dort entstand, wo sich einst schmucke Häuschen unterhalb der Löwenburg scharten.

Also wende ich den Blick rasch weg von Discounter-Fassaden und Bundesstraßen-Blech, ich konzentriere mich auf mein Vorhaben. 
„Ihre Route zum Eifelsteig“ verheißt das Schild gegenüber des Bahnhofs und schickt mich über die Brücke. Links geht’s an der B410 schnurstracks dem östlichen Ortsausgang entgegen.
Dann sorgt die Fußgängerbrücke über Fluss und Bahn für Erlösung von der B410: „Einstieg zum Felsenpfad/
Eifelsteig“, heißt 

es monumental. 


Wenig Minuten später meint man, den Vorgarten eines Mietshauses zu betreten. Aber der Schein trügt, die Felsenpfad-Plakette weist korrekterweise die Stufen hoch und links am Haus vorbei (Foto). Nun mutiert der Pfad tatsächlich zum Steig, oder zumindest zum Serpentinenweg zwischen prächtigen Buchenstämmen.




Klettergarten Hustley
Nach 60 Höhenmetern – in einem Rechtshaken des Steigs – tauchen die wohl schönsten freiliegenden Felsen des gesamten Gerolsteiner Dolomiten-Blocks auf, die Hustley genannt. Wie bei der Loreley bedeutet die Silbe „-ley“ Fels, ist aber stets weiblichen Geschlechts. 

Die Hustley ist der Gerolsteiner Klettergarten, darf aber – da im Naturschutzgebiet gelegen – nur begrenzt genutzt werden. Die dafür erforderliche Klettererlaubnis vergibt die Tourismusbehörde im Bahnhof sowie das Café am Brunnenplatz, rund 5 Gehminuten vom Bahnhof.


Im Rechtshaken des Felsenpfads führt das Weglein linkerhand unschwer an den Wandfuß. Und es lohnt sich, diesen bis zum Ende abzugehen, einerseits wegen der Ausblicke, andererseits weil ganz am Ende ohne jede Kletterei einige der über 300 Millionen Jahre alten Fossilien zu erspähen sind, von denen das einstige Tropenriff wohl randvoll stecken muss. 
Laut Geopark-Betreuerin Anne-Claire Assion dürfte es sich bei der in der Fotografie sichtbaren Versteinerung, etwa so breit wie zwei Hände und mit wie Verstrebungen wirkenden Strukturen, um eine Art von Koralle handeln.


Oben am Plateau überraschen Kiefern, Lärchen, später sogar Wacholder. Bald treffe ich auf ein Wegedreieck, an dem ich den Eifelsteig links liegen lasse und rechts dem Felsenpfad zum Geoacker folge. 


Hinter dem Namen Geoacker steckt wohl die Idee, dort intellektuell und mit allen Sinnen die Dolomitengeologie zu „beackern“, aber der Acker birgt eine ganz andere Überraschung.

Dazu gleich mehr. Zunächst bietet sich ein Abstecher zum Juddekirchhof an, wo historische Grundrisse rekonstruiert sind; die ältesten aus dem Jahr 124 n.Chr., als der Römer Pellentius dort einen Tempel spendierte. Ebenfalls noch vor dem Geoacker passiere ich mit unwirschen Gedanken einen Steinbruch – schließlich wir hier altes Riff "beklaut"! Immerhin finde ich auf der Schautafel eine hervorragende Zusammenfassung zur Thematik Kalk & Dolomit sowie zu Brennkalk, Löschkalk und Mörtel.

Die Kasselburg mit Greifenschau, Wolfsgehege und Einkehrmöglichkeit spare ich mir, das würde mich nur vom Thema ablenken. Ich biege also in den Geoacker ein. Augen habe ich dort nicht etwa für die Dolomit- und anderen Brocken, die hier zusammengetragen wurden, sondern für die am Hang freiliegenden Schichten aus Schlacke, Asche und Lapilli. 


In dieser schönen Form habe ich Zeugen vulkanischer Urkräfte bislang nur am Ätna, unterhalb des Teides sowie auf der Kapverden-Insel Fogo gesehen. 
Jetzt leuchtet mir der Name Vulkan-Eifel ein, den ich bislang nur mit konischen Kegeln und wassergefüllten Kratern assoziierte.

Aber moment mal: Das sind gar nicht Kraterseen, die so typisch für die Eifel sind. Maare heißen die. Und sie sind eigentlich grad das Gegenteil von Kratern. Das lerne ich an der nächsten Schautafel, die ich beim straßenparallelen Abstieg vom Geoacker fast übersehe (rechts oben auf der Böschung): Maare sind sozusagen Vulkane mit negativem Vorzeichen: Sie ragen nicht in den Himmel, sondern wölben sich in den Grund. Maare sind Explosionskrater, die aus dem unterirdischen Kontakt von Magma mit Wasser hervorgingen.

Was nicht heißt, dass sich an der Stelle von Maaren nicht später doch noch Vulkanberge bildeten, durch nachfolgende wiederkehrende Eruptionen. Am alten, optisch nicht weiter auffälligen Vulkan namens Papenkaule vereinigt sich der Felsenpfad wieder mit dem Eifelsteig,

aber Felsen sind seit Hustley erst wenig darauf wieder zu sehen, nach einem abwechslungsreichen Wegabschnitt, der Appetit macht auf mehr Eifelsteig. Es sind die Dolomitschründe um die Buchenlochhöhle. Die allerdings ist wenig spektakulär. Ein kleines Aussichtsspektakel bietet der wenig später folgende höchste Punkt des Felsenpfades, auf 520 m Höhe. 

Danach wende ich mich endlich dem größten Felsabsturz über Gerolstein zu, dem Aussichts- und Rastplatz der Munterley (480 m). Bei diesem Namen handelt es sich um eine Verballhornung des französischen „Montre Ley“, also der „Schau-Ley“ - einer Felsklippe also, wo es etwas zu sehen gibt. Die Eifel war lange und wiederholt französisches Staatsgebiet, Einheimische machten wohl aus „Montre Ley“ die Munterley.
Im Hintergrund der Dolomit-Abstürze der Munterley ist der ebenfalls
dolomitische Auberg zu erkennen.


Beim Abstieg zurück nach Gerolstein verlasse ich kurzzeitig den Felsenpfad, um dem Auberg noch einen Besuch abzustatten (ebenso Naturschutzgebiet wie die bislang besuchten Felsenareale). Das ist nur 1 km, weiter entlang des Eifelsteigs.

Ambitionierte können den Steig weiter gehen bis Hillesheim. (Oder kurz vorher, in Oberbettingen, die Bahn nehmen zurück nach Gerolstein.) Aber Aufgepasst: Unter dem Schockeindruck der Bungalow-Klötze, die man nach dem Auberg zu durchschreiten hat, übersieht man leicht den entscheidenden Abzweig: Unmittelbar nach den drei Fahnenstangen des Parkplatzes geht es links, um dem Eifelsteig zu folgen.

Die Rundweg-Aspiranten des Felsenpfades gehen vom Auberg (Foto) zurück nach Gerolstein.





2. Zum Basaltkopf der Dietzenley

Gerolstein wurde derartig zerbombt, dass die Waldgürtel rings herum auf Jahrzehnte nicht nutzbar waren: Die Stämme steckten voller Splitter, an denen die Eisenblätter der Sägewerke sich buchstäblich die Zähne ausbissen. So ein Sägeblatt ist, samt zersplittertem Stammrest, im Naturkundemuseum ausgestellt. Es befindet sich im alten Stadtkern Gerolsteins, einen Steinwurf unterhalb der Ruinen der alten Löwenburg. Von dort aus nimmt sozusagen der untere Kringel der „Dolomiten-Acht“ seinen Lauf - gerne auch wortwörtlich: In Anforderungen und Länge vergleichbar mit dem "Felsenpfad" (nur weniger steil und weniger spannend) kommt dieser Kringel nicht zuletzt wegen der guten Ausschilderung auch als Trailrun in Betracht. Innehalten sollte man dann auf dem Aussichtsturm der Dietzenley - mit 618 m höchste Erhebung in weitem Umkreis.

Tipps für Waxweiler und bei Prüm


Im Devonium Waxweiler dreht sich alles um das Erdzeitalter namens Devon; spannend ist bereits der Besuch der Webseite www.devonium.de

Wintersportgelände winkt etwa 14 km nordwestlich von Prüm. Mit dem „Schwarzen Mann“  gibt es zwei Abfahrtspisten von 700 bzw. 800 m Länge (Infos: ferienregion-pruem.de)

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